Xenias Zimmer kommt ohne viel Schmuck und Tand aus. Sie hat die Grundausstattung mit einem gemütlichen Bett, einem Schrank, Schribtisch und hohen Wandregalen, in denen sie Bücher, Schriftrollen und allerlei verschiedenfarbige und -geformte Gläser stehen hat, in denen sie die Saat von Heilpflanzen, deren getrocknete Essenz oder einige traditionelle Heilmittel aufbewahrt. Das Fenster ihres Zimmers ist hoch und mit einem gotischen Relief in kunstvolle Einzelstücke unterteilt und man sieht sie oft in der Fensterbank sitzen und die Abendsonne über dem Meer beobachten. Eine zweite Tür führt auf einen halbrunden Balkon, dessen Boden sie komplett zu einem kleinen Garten umgestaltet hat, in dem sie Heilpflanzen und andere Kräuter zieht. Der Blick davon richtet sich auf die Ländereien der Schule mit den botanischen Gärten und Wäldern, die von den Schülern im Rahmen ihrer Ausbildung kultiviert werden.
Als Xenia das erste Mal seit Jahren wieder ihr Zimmer betrat, war alles noch genauso, wie sie es verlassen hatte. Sogar ihr Federkiel lag noch zusammen mit einem Pergament auf dem Schreibtisch, allerdings von einer dicken Schicht Staub überzogen wie alles hier. Als sie in ihren Balkongarten ging, wucherte dort alles Mögliche, nur nicht die Kräuter, die sie einmal angebaut hatte und so riss sie schließlich einfach Fenster und Balkontür auf, um mit einem ausgiebigen Hausputz zu beginnen. Schließlich jätete sie noch das Unkraut in ihrem Garten und sääte die Kräuterauswahl wieder aus, die ihre Regalsammlung noch hergab. In den nächsten Wochen würde es hier wieder geordnet zugehen.
Die Arbeit hatte etwas reinigendes, nicht nur für das Zimmer, sondern auch seelisch schloss sie mit Vergangenem ab und versuchte, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Schließlich fiel ihr Latarius wieder ein und so machte sie sich auf den Weg zu ihm.
Als sie wieder zurückkehrte, war Xenia erstmal ganz froh, wieder allein zu sein. So freundlich Latarius und seine Familie sie auch behandelten, es überforderte sie einfach, sofort wieder von null auf hundert in der Gesellschaft etabliert zu werden und vielleicht war es garnicht so gut, wenn sie Gwendolyn zu sehr an sich heranließ, immerhin wusste, sie, was mit ihr passieren konnte, wenn sie die Kontrolle verlor. Und für ihr Training würde sie diese bewusst aufgeben müssen, um ihre Magie voll nutzen zu können.
Training! Müde und erschöpft war sie eigentlich nicht, eher voller Tatendrang, was sie schließlich dazu bewog, nur das Nötigste mitzunehmen und sich auf den Weg zum Trainingsgelände zu machen.